Ich bin wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich Politische Theorie und Ideengeschichte der TU Darmstadt. Dort befasse ich mich als Doktorand mit der Ideengeschichte des frühliberalen Eigentumsbegriffs (1780-1860) – und den politischen Aporien, die ihm die aufklärerische Geschichtsphilosophie aufgelastet hat.

Im Folgenden eine Auflistung der wichtigsten Publikationen & Vorträge:


Journalartikel (Peer-Review)

Weber, Oliver (2021): Freiheit ohne Selbsterhaltung. Rousseaus republikanische Ökonomie und das Paradox der Modernen, Zeitschrift für Politik 68 (3), S. 233-252; DOI: http://dx.doi.org/10.5771/0044-3360-2021-3-233.
In den letzten Jahren ist mit Konzepten wie der „property-owning democracy“ die Frage nach dem Verhältnis von Eigentumsstruktur und Demokratie neu aufgeworfen worden. Um das Problem, wie eine freie ökonomische Sphäre mit einem Modus der Selbstregierung vereinigt werden kann, in seiner ganzen Radikalität zu begreifen, leistet diese Arbeit eine Rekonstruktion von Rousseaus republikanischer politischer Ökonomie. In ihr zeigt sich die Aporie der Moderne, politische Freiheit ohne ökonomische Selbsterhaltung fordern zu müssen, als ein unlösbares Paradox. Heutige Ansätze, das Problem zu lösen, können sich an Rousseaus Problembeschreibung messen lassen.

Weber, Oliver (2020): Demokratischer Despotismus. Ein kantischer Maßstab zur Beurteilung der Demokratiekompatibilität des Populismus, DNGPS Working Paper (A-03-2020A), S. 1-17; DOI: https://doi.org/10.3224/dngps.v6i1.03 
Ist Populismus demokratiekompatibel? Diese Arbeit zeigt auf, dass die zwei prominenten, aber gegensätzliche Antworten auf diese Frage von Müller (2016) und Mudde/Kaltwasser (2017) aufgrund begrifflicher Vorentscheidungen zustande kommen, die dem Populismus implizit eine von außen kommende pluralistische Norm anlegen bzw. seine Gefahr für die Demokratie normativ einebnen. Mithilfe der Rechtsphilosophie Immanuel Kants soll zur Aufklärung dieser Kontroverse beigetragen werden, indem aus der kantischen Kritik der despotischen Demokratie ein normativer Maßstab für die Beurteilung der Demokratiekompatibilität des Populismus gewonnen wird.


Miszellen

Weber, Oliver (2023): Die normativen Normen und die kritische Kritik. Eine Polemik, Theorieblog.
Bedeutet wissenschaftlicher „Pluralismus“ nichts weiter als ein Nebeneinander unterschiedlicher Positionen? Die Politikwissenschaft hat meist darauf verwiesen, dass sich politische Gegner zwar anerkennen können, aber nichtsdestotrotz Gegner bleiben. Agree to disagree – das heißt ja immer noch: disagreeing. Vielleicht hilft es, diese einfache Erkenntnis ab und zu auch auf die eigene Disziplin anzuwenden. Denn in letzter Zeit, so scheint es, hat sich in der deutschsprachigen Politischen Theorie und Ideengeschichte in Sachen Disagreeing eine gewisse Müdigkeit eingeschlichen. Nicht, weil man sich sonderlich einig wäre, sondern weil man offenbar akzeptiert hat, dass grundverschiedene Leute eben grundverschiedene Dinge tun. Aber würde sich das Streiten dann nicht umso mehr lohnen?

Weber, Oliver (2021): Rousseau and the Republicanization of Money, Blog of the Journal of the History of Ideas.
For Rousseau, modern conditions are a great paradox: an economically free sphere would sooner or later colonise and undermine political freedom. His counter-proposal is to preserve the unity of subsistence means and subsistence needs in a largely moneyless argar economy. This work sheds light on Rousseau’s political economy, contrasts it with the ideas of doux commerce and thus highlights their problems. But how can the problem of a monetary regime that endangers the republic be solved under today’s conditions?

Ideenhistoriker & Politikwissenschaftler Oliver Weber über Liberalismus – Jung & Naiv: Folge 589, Youtube
Gespräch mit Tilo Jung über die Ideengeschichte des Liberalismus, der Demokratie, der Republik und des Eigentums, über das politische Problem von Klimawandel und Umverteilung uvm.


Akademische Vorträge

Weber, Oliver (2024): Liberalismus als bloße Idee betrachtet? Über die systematischen Probleme unhistorischen Philosophierens, Workshop: Das ideengeschichtliche Argument in der Politischen Theorie, Augsburg.
Wie verhalten sich Politische Theorie und Ideengeschichte zueinander? Ist das Und der beiden Disziplinen ein bloß optionales, die ideenhistorische Kontextualisierung ein netter Zusatz? Anhand einer neuen Studie zum Liberalismus soll gezeigt werden, dass historischer Blindflug auch systematische Probleme hervorbringen kann – etwa, wenn polemische Begriffe übernommen und historisch bedingte Widersprüche übersehen werden.

Weber, Oliver (2023): Legitimationsprobleme einer klimaschädlichen Republik, Keynote, Konferenz: Innocracy 23, Berlin.
Lassen sich verfahrensmäßige und substantielle Legitimation trennen? Die Globale Erwärmung zeigt die Grenzen dieses Versuches auf: Das repräsentative Regierungssystem lässt Zweifel an seiner Legitimität aufkommen, wenn es den ökologischen Selbsterhalt der Bürgerschaft nachhaltig in Frage stellt. Doch auch das Ignorieren dieses Problems führt nur in noch gefährliche Fahrwasser: In einer Zwei- bis Vier-Grad-Welt kehren die aufgeschobenen Legitimationsprobleme nur umso heftiger, irrationaler und unkontrollierbarer zurück.

Weber, Oliver (2023): Nationalökonomie als Geschichtsphilosophie. Zur Polemik des frühliberalen Eigentumsbegriffs, Workshop: Politische Theorie(n) der Öffentlichen Finanzen, TU Darmstadt.
So unschuldig sich das Privateigentum aus den meisten Naturrechtskonstruktionen der Aufklärer auch ergab: Als Begriff hatte es von Beginn an eine polemische Rückseite, die sich aufgrund des historischen Abstands nicht mehr unmittelbar erschließt. Entwickelt seit dem 17. und vor allem im 18. Jahrhundert, verneinte es zwei etablierte und selber im Kampf befindliche Rechtsauffassungen – Die eine war jüngeren Datums, konzipiert für und zugeschnitten auf den Hof des Fürsten oder des Königs, die andere, weitaus älter, ständisch-adligen Ursprungs. Indem der frühliberale Privateigentumsbegriff diese beiden Rechtsauffassungen verneinte – das ist die These dieser Ideenskizze –, gewann er seine spezifisch politische Prägnanz. Im Folgenden soll es zunächst darum gehen, die Eigenart dieser begriffsgeschichtlichen Konstellation am Beispiel Frankreichs zu entwickeln und, anschließend, anzudeuten, inwiefern sich daraus ein geschichtsphilosophisches Bedürfnis ergab, dem gerade die junge Disziplin der Nationalökonomie bestens entsprach.

Weber, Oliver (2021): Die Moral der Krise. Moralisierung als Krisensymptom und politische Strategie, Tagung: Vergemeinschaftung durch Werte?, Bayerische Akademie der Wissenschaften.
Moralismus ist zu einem alltäglichen Vorwurf in der öffentlichen politischen Debatte geworden. Doch auch der Antimoralismus kommt nicht darüber hinaus, die Ursachen dieses Problems in den falschen Intentionen der Gegner zu sehen. Was sind die politischen Ursachen der Auseinandersetzung? Dieser Vortrag strebt an, Moralisierung als spezifisch politische Strategie zu verstehen, die versucht eine Krise der Institutionen durch rhetorische Vereindeutigung zu lösen.